Dynamische Urteilsbildung

Das Leben wird immer schneller und komplexer. Neue Informationen rauschen im Sekundentakt an uns vorbei: die 160 Zeichen bei Twitter sind schon fast das Maß der Dinge, E-Mail ist schon längst eine konservative Art der Nachrichtenübermittlung.
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Und das, was uns an Informationen gegeben wird, steckt so voller Widersprüchen und offensichtlichen Lügen, dass man das eine mit dem anderen kaum noch zusammen bekommen kann: auf der einen Seite werden Schwimmbäder und Büchereien aufgrund von Geldmangel geschlossen, auf der anderen werden Rettungsfonds mit Milliarden aus Steuermitteln ausgestattet. Auf dem einen Tag sind Kernkraftwerke noch auf Jahrzehnte unverzichtbar, am nächsten Tag ist es kein gravierendes Problem, wenn die sieben ältesten vom Netz genommen werden, ohne dass irgendein Schaden entsteht. Diese Liste kann Jeder endlos fortsetzen.

Wir sind und wir werden systematisch desorientiert. Und mit unserer Desorientierung wird aktiv gearbeitet. Staat und Kirche haben ihre Funktion als richtungweisender Anker schon lange verloren. Jeder verantwortlich denkende und handelnde Zeitgenosse spürt heute mehr denn je die Notwendigkeit, Orientierung aus der eigenen Urteilsfähigkeit zu entwickeln.

Diese Urteilsfähigkeit des einzelnen Menschen ist der zentrale Ausgangspunkt für Mündigkeit, Selbstbestimmung und soziale Kompetenz. Um diese Urteilsfähigkeit zu entwickeln bzw. zu erhalten bedarf es funktionierender (Steuer-)Instrumente. Das erspart einem nicht die Mühe, sich durch den Dschungel des Informations-Overkills hindurchzuarbeiten, hilft einem aber, Orientierungspunkte zu entdecken.